[Rezi] #4/15 - Geliebte Angst


Persönliche Zusammenfassung:
Die erste große Liebe: etwas Wunderbares, Zartes; aufregend, spannend und voller Unbekannten.
So ist auch die Liebe von Emilia und Marico, bis sie eines Tages – einfach so – vorbei ist. Nicht die Liebe. Aber die Erwiderung von Emilias Gefühlen, denn Marico stirbt bei einem schweren Autounfall. Klare Gedanken kann sie nicht fassen und atmen ist in den folgenden Tagen eine der schwersten Aufgaben.
Doch Emilias Freundinnen lassen sie nicht hängen und bauen sie wieder auf. Als Emilia dann aber eine Facebook-Nachricht von Maricos Profil bekommt und es dabei nicht bleibt, gerät sie in einen bedrohlichen Strudel aus Neugier, Angst und Hoffnung…


Rezension/Meinung:
Es ist keine Frage, dass die eigene Welt einstürzt, wenn ein geliebter Mensch plötzlich nicht mehr da ist. Auch Emilia geht es nicht anders, als ihre erste große Liebe Marico bei einem Autounfall tödlich verunglückt.
Alles in ihr zieht sich zusammen und es bleibt kein Platz außer für Trauer und Schmerz. Erst durch ihre zwei besten Freundinnen kann sie nach und nach wieder aus dem schwarzen Sumpf an die Oberfläche dringen und hinterfragt Maricos Tun. Denn niemand kann ihr wirklich erklären, was er im Nachbarort wollte, warum der Unfall gerade dort geschah und warum eine gerade Straße, ihn ohne Grund davon abkommen ließ.
Nach traurigen und einsamen Tagen erhält sie plötzlich eine Nachricht über Maricos Facebook-Profil. Die Worte sind klar als seine zu erkennen, die Schreibweise, die Wortwahl… Emilia aber ist angewidert und schreit den Schreiber virtuell an, wandelt ihre Trauer in Wut auf diesen Hacker.

Die darauf folgende Ruhe hält nicht lange. Es bleibt nicht mehr bei Chats, auch SMS und Videoanrufe folgen. Der Unbekannte will mit ihr kochen, lädt sie ins Kino ein und tanzt mit ihr – aber alles verschleiert und anonym. Dabei so zärtlich wie einst Marico.
Emilia hin und her gezogen von Ekel und Sehnsucht lässt sich auf das Spiel ein um zu erfahren wer hinter allem steckt. Doch das Spiel nimmt immer perfidere Züge an und plötzlich scheint jeder verdächtig zu sein. Jede Anschuldigung aber zersetzt sich wieder selbst, bis die drei Freundinnen vor Jasmin stehen. Sie ist die Person, die Marico an seinem letzten Tag besucht hat. Der er seine letzten Stunden gewidmet hat. Doch was verbindet die beiden? Emilie muss erfahren, dass auch Marico seine Geheimnisse hatte. Und während die Enttäuschung wächst, Zweifel an jahrelangen Freundschaften entstehen und sie sich zu dem „neuen“ Mitschüler hingezogen fühlt, merkt sie nicht was sie damit auslöst und wie sehr sie in Gefahr gerät…

Anfangs ist die Geschichte der beiden Hauptprotagonisten mit einem harten Einstieg versehen. Schonungslos beschreibt die Autorin die Trauer Emilias, die gerade ihren Freund verloren hat. Der Schmerz verteilt sich über die Seiten, so dass jeder Leser diesen mit seinen Fingern beim Umblättern in sich aufnimmt.
Im Folgenden kann man erleben, wie sich die Trauerwelt in eine fast Übernatürliche entwickelt. Selbst möchte man nicht glauben was man liest, denn plötzlich scheint der tote Marico wieder zu leben. Seine Nachrichten verraten Details, die nur er wissen kann und verwirren nicht nur die Personen in der Geschichte. Die Wortwahl der Autorin ist leicht und dadurch passend für einen Jugendthriller gewählt. Da die Autorin auch schon Romane veröffentlicht hat, hat sie ihren Schreibstil entsprechend gut angepasst.
Der ruhige Ton des Buches, zieht sich auch durch die Momente, in denen es gefährlich wird. Niemals bricht es so ganz aus der Hauptprotagonistin aus.
Ihr Umfeld wurde bzgl. der Familie nicht ganz so gut ausgearbeitet. Lange wusste man gar nicht ob es Eltern gibt, eine Vertiefung dieser Beziehung kommt nicht vor und nur Nebensätze deuten etwas an. Dies fand ich etwas schade, da gerade sie an Emilias Seite stehen sollten. Dafür steht die Freundschaft der drei Mädels im Vordergrund und manchmal wirkt es so, als würde selbst die Geschichte um Marico dadurch in den Hintergrund geraten.

Dieser Thriller ist spannend und man versteht die Hoffnung Emilias, dass all das Unheimliche vielleicht doch wahr sein könnte. Auf der anderen Seite möchte man sich aber immer wieder schütteln und ihr die Augen öffnen.
Lange sitzt man selbst im Zwiespalt, bis auch der Leser die Wahrheit erkennt und scharf die Luft einsaugen muss. Am Ende fehlt zwar bezogen auf Emilia der große Knall, aber ruhig lässt dies einen doch nicht zurück.
Wer das Thema Stalking selbst einmal erlebt hat, wird erkennen welche fanatischen Absurditäten hier immer wieder auftauchen und wissen, dass die Beschreibungen zu nah an der Realität sind, als das man sie mit einem Kopfschütteln abtun könnte.
Die seltenen aber intensiven Einschübe des vermeintlichen Marico schaffen eine gute Spannung, halten den Bogen oben und erst am Ende erkennt man die wirkliche Bedeutung hinter ihnen.

Mich hat die Geschichte gut unterhalten, die mich schon mit ihrem Klappentext an sich gelockt hat. Sicherlich gab es das ein oder andere Mal ähnlich thematisierte Bücher, hier aber konnte man nicht gleich jeden entlarven und das hat mir daher sehr gut gefallen.
Wer einen Thriller für zwischendurch sucht, der vielleicht nicht tiefsinnig ist, aber die verschiedensten Welten Jugendlicher beschreibt und sich trotz aller Freundschaft und Sehnsucht mit ernsten Themen verbindet, wird mit „Geliebte Angst“ gut unterhalten.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an cbt.

Die Autorin:
Rebekka Knoll, 1988 in Kassel geboren, studierte Germanistik und Theaterwissenschaft in Erlangen, Bern und Berlin. Sie hat bereits mehrere Belletristikromane veröffentlicht und wurde mit dem Kurd-Laßwitz-Stipendium der Stadt Gotha ausgezeichnet. Mit "Geliebte Angst" erscheint jetzt ihr erstes Jugendbuch bei cbt. Zurzeit lebt und arbeitet sie in Regensburg.

Weitere Bücher:

Quelle: Bild der Autorin Copyright by Moritz Thau. Bild des Buches von der Verlagshomepage.





Kommentare

  1. Das Buch hört sich wirklich spannend an :-)
    Eine tolle Rezension :-)

    Liebe Grüße ♥ Angela
    http://mamamachtpause.blogspot.de/

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