[Rezi] Seit du tot bist

Autor: Sophie McKenzie
Titel: Seit du tot bist
Originaltitel: Close my eyes
Genre: Thriller
Verlag: Heyne (München)
 Erscheinungsjahr: 2013
 Seiten: 480 S.
ISBN: 978-3-453-41044-2

"Geschichte habe ich immer gern gemocht und ganz besonders die, die Mama mir erzählt hat, als ich noch ganz klein war."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Geniver und Art versuchen nicht zum ersten Mal ein Kind zu bekommen, dabei schrecken sie auch nicht vor medizinischer Unterstützung zurück. Gen aber weiß nicht ob sie all die Hormone noch einmal schlucken will – dabei wünscht sie sich nichts sehnlicher als ein Kind. Vor acht Jahren starb ihre gemeinsame Tochter Beth bei der Geburt, ein Schmerz der immer noch tief sitzt. Als plötzlich eine Frau vor Gen steht und behauptet, dass ihr Kind gar nicht tot ist und Art etwas damit zu tun hat, weiß sie nicht ob sie ihrem Gegenüber trauen kann. Art streitet alles ab, nach und nach aber tun sich Spuren auf, die die Wahrheit in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen…

Rezension/Meinung:
Mein erstes Buch der Autorin Sophie McKenzie schafft es sogleich mich von ihrem spannenden Schreibstil und Ideenreichtum zu überzeugen.
An sich will man meinen, dass die Ideen aller Autoren nach und nach ausgeschöpft sein müssen und auch diese Autorin nimmt sich einem Thema an, dass in vielen Thrillern, aber auch Romanen zum Thema gemacht wird: Kindesentführung.
McKenzie aber schafft es den Leser zu überraschen und fügt unerwartete Elemente ein, die ich so bisher in kaum einem Vorgänger vorfand.

Die Geschichte beginnt recht harmlos und erinnert lange Zeit eher an eine bedrückende Familiengeschichte in der es darum geht einem Ehepaar das Glück der Familie zu schenken. Daher war ich teilweise Anfangs etwas verwirrt, ob es sich hier wirklich um einen Thriller halten sollte.
Diese Elemente schleichen sich erst nach einer längeren Vorlaufzeit ein.

Man spürt vom ersten Satz an, dass Geniver diese aktuelle Situation zu viel ist. Ihr Mann hat sich dazu entschlossen noch einmal zu versuchen ein Kind zu bekommen, sie selbst ist davon aber alles andere als begeistert. Wieder einmal treffen sie sich zu einem Gespräch mit einem Arzt um eine neue Methode zu testen. Dieses Gespräch aber entwickelt sich nicht wie Art sich dies wünscht.
Auf den folgenden Seiten spürt man Zweifel, Angst und Wut – was mich immer noch nicht ganz überzeugen konnte in einem Thriller zu stecken.

Erst als plötzlich eine fremde Frau vor Gens Tür steht, wendet sich das Blatt. Diese behauptet das Beth nicht bei der Geburt gestorben ist und für Gen beginnt eine rasante Zeit in der sie versucht der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Dies ist aber alles andere als einfach, denn es scheint jemand hinter ihr her zu sein. Menschen die die Wahrheit kennen könnten sterben, oder sind schon Jahre zuvor bei Unfällen ums Leben gekommen. Art scheint in die Sache verwickelt, will Gen aber einreden, dass sie nur verwirrt sei und ihr Hilfe anbieten.
Als ein alter Freund und Kollege von Art in der Geschichte auftaucht, nimmt Gen endlich all ihren Mut zusammen und mir Lorcans Hilfe macht sie sich daran Arts Doppelleben auf die Spur zu kommen.

Warum hat er eine zweite Familie? Was ist das für ein Junge, der so alt ist wie Beth heute sein müsste?
Die beiden finden ein Video auf dem Art Beth, lebend im Arm hält und geraten dadurch immer mehr in Gefahr. Art selbst hat scheinbar nur versucht Gen zu retten. Doch was ist vor Jahren passiert?

Auch wenn ich anfangs den Thrilleranteil gesucht habe, entwickelt er sich langsam aber stetig. Die Autorin hat einige Elemente eingebaut, die überraschend und sehr passend sind, die Geschichte so aber auch von anderen dieser Art abhebt. Viele Geheimnisse und Einzelgeschichten verbergen sich hier und wer Thriller mag fühlt sich hier gut aufgehoben.
Der Schreibstil ist flüssig, anfangs aber könnte man sich bei den Namen schwertun, da sie alles andere als gewöhnlich sind. Dies legt sich aber schnell. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin nicht alles aus der Sicht von Geniver beschreibt. Zwar ist dies klar der Hauptteil, aber immer wieder streut sie kurze Abschnitte ein, die von einem Kind geschrieben zu sein scheinen.
Hier ist lange nicht klar, um wen es sich handelt und was dieses Kind mit der Geschichte zu tun hat. Der Schreibstil wurde an das Alter des Kindes angepasst und wirkt nicht im Geringsten übertrieben.

Alles in allem ist „Seit du tot bist“ ein spannender Thriller, der ruhig schon früher seine spannenden Elemente hätte freigeben können.
Wer schon nach den ersten Seiten aufgibt wird sicherlich nicht überzeugt sein, da dieses Buch erst zum Ende hin sein ganzes Potential offenbart.

Eine rasante Reise durch die bedrückenden und verwirrenden Gedanken manch eines Menschen, die die Tiefe der Seele offenbaren und niemanden kalt lassen wird.
Mit einem Ende, dass das Blut in den Adern zumindest anfrieren lässt und noch einen ganz anderen Blickwinkel auf all die Begebenheiten wirft…
Spannend, emotional und fesselnd…


Cover/Titel:
Den Titel kann man hier auf verschiedene Begebenheiten münzen. Denn ob er sich nun auf Beth bezieht oder auf andere Menschen lässt sich nicht ganz eindeutig hervorheben. Das aber macht den Titel dadurch passend. Die Idee mit dem zerknüllten Zettel und den rot ausgemalten Buchstaben gefällt mir sehr gut.

Die Autorin:
Sophie McKenzie hat bereits mehr als fünfzehn Romane geschrieben, darunter die preisgekrönten Teenage-Thriller Girl, Missing, Sister, Missing und Missing Me. Sie erhielt zahlreiche Preise und stand zwei mal auf der Longlist für die Carnegie Medal. Sophie McKenzie lebt in London.

Weitere Bücher:
  • Lauren, vermisst (2013)
Quelle: Bilder und Vita von der Verlagshomepage.

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