[Rezi] #4/2016 - Die letzten Tage von Rabbit Hayes

Autor: Anna McPartlin
Titel: Die letzten Tage von Rabbit Hayes
Originaltitel: The last days of Rabbit Hayes
Genre: Roman
Verlag: Rowohlt (Reinbek bei Hamburg)
Erschienen: 03/2015
Seiten: 464 S.
ISBN: 978-3-499-26922-6
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"Irgendwo draußen spielte Popmusik, en Kind quietschte vor Freude, und ein Typ mit Bart und einem "Halt-dich-an-Jesus"-Schild tanzte einen Jig."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Mia Rabbit Hayes bleibt nicht mehr viel Zeit, gerade einmal neun Tage bleiben ihr. Während sie in ein Hospiz eingeliefert wird und erkennen muss, wie nah ihr der Tod doch gekommen ist, hat sie noch viele offene Fragen: Was wird mit ihrer Tochter passieren? Wie wird das Leben ohne sie sein? Und wird sie Schmerzen haben, an ihren letzten Tagen? Dabei war sie doch immer so stark und hatte den Krebs fast besiegt, doch das Schicksal lässt einen nicht einfach so entkommen und zuvor ist noch so einiges zu regeln…

Rezension/Meinung:
Es gibt viele Bücher über Krebs und wer „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ kennt, weiß auch wie emotional solche Geschichten sind. 
„Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ unterscheidet sich aber von den anderen. Denn meist sind es unvorstellbar junge Menschen, die von ihrem Leiden berichten, oder Dritte erzählen davon. Nur selten sind es Erwachsene, die mitten im Leben stehen und nicht weiter wissen. So aber ergeht es Rabbit. Man begegnet ihr als aufgeweckte und unanpassungsfähige Frau, in der Blüte ihres Lebens, das doch eigentlich noch Jahrzehnte für sie vorbereitet hat. Doch scheint der Krebs sie nicht loslassen zu wollen und gleich zu Anfang erkennt man, wie schlecht es um sie steht. 

Aber auch wenn man dies als Leser direkt erkennen kann, ist klar, dass all die Protagonisten immer noch die Augen geschlossen halten und hoffen einen Weg ins Leben zurück zu finden. Wer aber weiß, dass ein Hospiz begleitetes Sterben bedeutet, ist sich im Klaren was geschehen wird.

Bis dahin aber kann man die wunderbare Familiengeschichte der Hayes verfolgen. Der Zusammenhalt einer verrückten und chaotischen Familie, der schon immer bestand und den der Leser verfolgen kann. Jedes Kapitel beschreibt die aktuelle Lebensphase der einzelnen Familienmitglieder und Freunde die zu dieser Geschichte gehören. Gleichzeitig liest man wie sie zu der Krankheit Rabbits stehen und wie jeder damit umgeht.
Es werden Anekdoten beschrieben und die einzelnen Familienmitglieder erhalten einen hohen Stellenwert. Man muss die Hayes einfach gern haben und wünscht sich selbst gut und gerne einen solchen Familienclan. 

Aber auch die Hayes müssen irgendwann erkennen, dass Rabbit bald nicht mehr da sein wird. Das jemand sich um ihre Tochter Bunny kümmern muss und das das Leben alles andere als gerecht ist. 
Während Rabbit immer mehr in die Vergangenheit taucht, bricht um sie herum das Chaos aus.

Wer dieses Buch zur Hand nimmt, erkennt schnell, dass das Hauptthema das Abschiednehmen ist. Was dabei aber alles zu beachten ist, wird in anderen Geschichten eher am Rand erwähnt und Hauptpunkt ist dort meist das Sterben an sich. 
McPartlin lullt den Leser hier in einer Welt ein, in der man fast vergessen könnte, dass es hier um das Sterben geht. Doch auch wenn natürlich das Augenmerk auf diesem Thema liegt, gibt es auch viele kleine Geschichten nebenbei: Menschen werden erwachsen und reif, einige finden wieder zueinander und alles ausgelöst durch so ein traumatisches Erlebnis. 
Die einzelnen Figuren sind wunderbar herausgearbeitet und kommen einem so nah, dass man ihnen nicht ausweichen kann. 

Dieser Roman ist wunderbar geschrieben, wie auch all die anderen Geschichten der Autorin. 
Trockene Augen wird danach niemand haben und es sind große Emotionswellen, die einen immer wieder überspülen.
Für Menschen in derselben Situation ein Mutmacher und eine kleine Unterstützung, für Betroffene ein Wegweiser, der es vielleicht etwas leichter macht Abschied zu nehmen und versucht zu zeigen, dass man auch in dieser schlimmen Situation an sich selbst, seinem Humor und Wesen festhalten sollte.




Die Autorin:
Anna McPartlin wurde 1972 in Dublin geboren und verbrachte dort ihre frühe Kindheit. Wegen einer Krankheit in ihrer engsten Familie zog sie als Teenager nach Kerry, wo Onkel und Tante sie als Pflegekind aufnahmen. Nach der Schule studierte Anna ziemlich unwillig Marketing. Nebenbei stand sie auch als Comedienne auf der Bühne, doch ihre wahre Liebe galt dem Schreiben, das sie bald zum Beruf machte. Bei der künstlerischen Arbeit lernte sie ihren späteren Ehemann Donal kennen. Die beiden leben heute zusammen mit ihren drei Hunden und zwei Katzen in Dublin.

Weitere Bücher:

Quelle: Bilder und Cover von der Verlagshomepage.

 

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