[Rezi] #14/2015 - Noch so eine Tatsache über die Welt

Noch so eine Tatsache über die Welt
Autor: Brooke Davis
Titel: Noch so eine Tatsache über die Welt
Originaltitel: Lost and Found
Genre: Roman
Verlag: Kunstmann (München)
Erschienen: 07/2015
Seiten: 280 S.
ISBN: 978-3-95614-053-2
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"Millies Hund Ramo war ihr Allererstes Totes Ding."
(1. Satz)

Persönliche Zusammenfassung:
Millie, Karl und Agatha – drei Menschen die auf den ersten Blick scheinbar nichts miteinander gemeinsam haben. Ein junges Mädchen, welches tote Dinge zählt, ein alter schrulliger Mann und eine einsame, aggressive Frau. Diese drei Personen treffen durch Zufall aufeinander und stellen das Leben der anderen komplett auf den Kopf. Zuneigung und Hass geben sich bei diesem Trio die Klinke in die Hand, dennoch haben sie ein gemeinsames Ziel: Millies Mum finden. Eine Suche voller Selbstfindungen beginnt...

Rezension/Meinung:
Millie Bird trägt immer ein Buch mit sich, in das sie alle toten Dinge einträgt, die sie findet. Eines Tages muss sie dort auch „Dad“ eintragen, denn ihr Vater stirbt unvermittelt und ihre Mum fällt danach in ein tiefes Loch.
Kurz darauf lässt sie Millie in einem Einkaufszentrum auf sich warten – kommt aber nicht zurück. Millie: verlassen und alleine, wartet und wartet und findet einen Freund in einer Schaufensterpuppe. Aber auch Karl, der alte Mann, der mit seinen Fingern überall drauf tippt, wie auf eine Tastatur, wird bald zu ihrem Weggefährten. Die beiden freunden sich an, was aber in den Augen des Jugendamtes und der Polizei nicht ganz geheuer scheint.
Als Millie nach Hause flüchtet, wo niemand sie erwartet, wird sie von der anderen Straßenseite aus beobachtet. Agatha hat ihr Haus seit Jahren nicht mehr verlassen, sieht das verzweifelte Kind und überwindet ihre Ängste um Millie zu helfen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Millies Mutter. Doch die Reise ist alles andere als leicht, denn die drei fallen auf und immer wieder geraten sie ins Chaos.
Es scheint, dass nur das gemeinsame Ziel die Gruppe zusammenhält, doch nach und nach erkennen sie, was sie sich gegenseitig bedeuten.

Wer den Klappentext liest, erwartet eine humorvolle Geschichte. Auch ich habe das erwartet.
Nach Beendigung des Buches aber ist deutlich, dass diese Geschichte zwar einige lustige Elemente enthält, aber hier einige schwere Themen angesprochen werden. Hauptthema ist der Tod, denn jeder in dieser Geschichte hat schon mal jemanden verloren. Doch geht jeder anders mit diesem Verlust um und die Autorin zeigt die verschiedensten Ausprägungsarten auf.
Obwohl dieses Thema schwer zu umschreiben ist, macht die Autorin das sehr gut. Sie schafft es die naive Sicht von Millie, die angstvolle von Agatha und die verrückte von Karl zu einer zu machen und damit eine traurig schöne Geschichte zu erzählen.

Trauerbewältigung und Verlustängste sind die Teile die schwer auf der Seele liegen und man hört dennoch immer leise die Hoffnung an die Tür klopfen.
Leichte Kost ist dieser Roman aber nicht. Wer also nach der Leichtigkeit in dieser Geschichte sucht, wird enttäuscht sein. Der ein oder andere, welcher selbst schon einen Verlust erlitten hat, wird sich aber vielleicht wiedererkennen.
Zwar sind die dargestellten Marotten schon sehr extrem, aber gerade dies macht deutlich was alles mit einem Menschen passieren kann.

Kurios und oft auch realitätsfern (zumindest sind Teile in Deutschland nicht denkbar) breitet sich diese Suche nach Glück vor dem Leser aus und nimmt ihn mit nach Australien.
Die Kapitel wechseln sich immer ab und man lernt sie einzelnen Protagonisten gut kennen. Dies beschränkt sich nicht nur auf ihre Macken, sondern auch auf die Vergangenheit und deren vorheriges Leben.
Einige Fragen bleiben in dieser Geschichte offen, andere werden beantwortet, obwohl man sie gar nicht stellt.

Man muss sich zudem erst einmal an den Stil der Erzählung gewöhnen, denn wörtliche Rede sucht man vergebens. Die ein oder andere Wiedergabe von Gesprächen kann dann auch erst einmal etwas brauchen um als diese erkannt zu werden.

Eine Geschichte über das Leben und den Tod, und alles was diese Dinge mit sich bringen.
Dieses Buch ist eine wunderbare Erzählung, die man zwar nicht leicht verdauen kann, die aber gerade deswegen einen besonderen Platz im Gedächtnis erhält.


Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an den Verlag.

Die Autorin:
Brooke Davis wurde in Bellbrae, Victoria (Australien) geboren. Sie studierte Creative Writing, u.a. an der University of Canberra, und arbeitete als Buchhändlerin. Schon während ihres Studiums wurde sie mit mehreren literarischen Preisen ausgezeichnet. Ihr Erstlingsroman "Noch so eine Tatsache über die Welt" erschien 2014 und wurde zum internationalen Bestseller.  
 

Weitere Bücher:
(bisher noch keine weiteren deutschen Veröffentlichungen)

Quelle: Bilder von der Verlagshomepage


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