[Rezi] Der Gedankenleser

Autor: Jürgen Domian
Titel: Der Gedankenleser
Genre:
Roman
Verlag: Heyne (München)
Erscheinungsjahr: 2010
Seiten: 301 S.
ISBN: 978-3453408425

Rezension:
Für Arne kommt es ganz schön dicke: Nachdem er einen Blitzschlag in einem Krankenhaus aufwacht ist nichts mehr wie es vorher war. Auf einem Ohr scheint er taub und in seinem Kopf hört er Stimmen. Mit dieser Stimme aber stimmt etwas nicht, denn es scheinen die Gedanken seines Gegenüber zu sein. Dabei erfährt er so einiges, mit dem er nicht gerechnet hätte. Seine Frau hat ihn nie wirklich geliebt, obwohl sie gerade erst ihr gemeinsames, neues Haus bezogen haben. Seine Arbeitskollegen aus der Redaktion mögen ihn gar nicht, auch wenn sie vor seinem Ausfall jede Mittagspause miteinander verbracht haben. Schnell stellt Arne fest, wie viel eigentlich gelogen wird und kann seine Abscheu mancher Leute gegenüber kaum verstecken. Kurzerhand entscheidet er sich für ein neues Leben: ohne Frau, ohne Job. Er versinkt in der Lethargie des Tages, bis er micht mehr kann und es ihn in die Einsamkeit zieht. In Finnland findet er sie in einer einsamen Hütte mitten im Wald. Die Simme kann ihn hier nicht stören, da nur selten Menschen auftauchen und wenn versteht er deren Sprache eh nicht.
Für Arne scheint es endlich gut zu laufen und er liebt die Still um sich herum. Dann aber trifft er auf Boris, der für einige Tage in Finnland ist. Die beiden entwickeln eine tiefe Freundschaft - doch auch Boris trägt ein schweres Geheimnis mit sich herum. 
Was ist denn nun wichtiger? Die tiefe, innige Freundschaft zu Boris - oder dessen bedrückende Gedanken? Da verändert sich die Stimme in seinem Kopf plötzlich...

Im Zuge meiner Challenge, sollte ich dieses Buch lesen. Eine Weile hatte es auch mein Regal geschmückt und ich hatte mich nicht ganz überwinden können, da ich mal positives, aber auch negatives über dieses Buch gelesen habe.
Mein eigenes Urteil ist etwas zwigespalten. Die Geschichte des Gedankenlesns nach einem Blitzschlag ist sehr interessant. Zumal Domian die Gedanken, die Arne auffängt nicht nur positiv belässt und aufzeigt, wie man sich in einem Menschen täuschen kann. Wie man so schön sagt, kann man einem Menschen ja nur vor den Kopf schauen. Es wäre sicherlich für viele interessant mal in den Kopf des Gegenübers lauschen zu können.
Gut finde ich ebenfalls, dass einem die Verzweiflung von Arne entgegen gebracht wird. Er möchte die Lügen des eigenen Lebens nicht weiter leben und kapselt sich von alten Gewohnheiten ab. Zeitweilen wirken seine Entscheidungen auch etwas extrem, aber wer weiß schon wie es wäre wenn man selbst so etwas erleben würde.
Das Arne dann in einen Trott fällt, der sich nicht sehr positiv äußert hat mir dann nicht ganz so gefallen. In der Zeit sind das Nachtleben und Alkohol seine Freunde und es scheint als würde er nichts anderes mehr in seinem Leben erwarten.
Nach und nach aber kämpft er sich wieder heruas aus dem Tief.
Etwas ungläubig habe ich gelesen, dass es so einfach gewesen sein sollte, dass er eine Hütte in Finnland gefunden hat. Zudem fand ich es sehr langwierig den Beschreibungen der täglichen Eintönigkeit zu lauschen. Die Beschreibungen Finnlands fand ich zu Anfang ganz toll, da ich dort selbst einmal hin möchte, aber mit der Zeit wurde es zu viel.
Überrascht wurde ich dann wieder mit der Geschichte um Boris. Diese innige Freundschaft die sich nicht tiefgreifender entwickeln konnte, war interessant, denn bisher konnte ich noch in keinem anderen Buch lesen, wie tief so eine Freundschaft für einen Mann sein kann.
Was ich mir gewünscht hätte, wäre wohl ein Brief von Arne an seine vorherigen Freunde und Frau gewesen, in dem er ihnen deren Lügen vorgelegt hätte, dasss hätte das Buch wahrscheinlich etwas spannender gemacht.
Aber auch wenn es zu Anfang nicht so wirkt, zeugt dieses Buch von einer großen Freundschaft, von vielen Lügen und dem Mut eines Menschen, sich ein völlige neues Leben aufzubauen...
Ein seichter Roman, den man zwischendurch gut lesen kann und der einen sein Gegenüber genauer beobachten lässt.



 
Der Autor:
Jürgen Domian wurde 1957 in Gummersbach geboren. Nachdem er bei verschiedenen Sendern der ARD als Autor und Reporter arbeitete, moderiert er seit 1995 die bimediale Telefon-Talkshow "Domian" (WDR-Fernsehen/WDR-Hörfunk 1LIVE). 2003 wurde er für die Sendung mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 





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